Vom Mitarbeiter aus der Automobilbranche zum stellvertretenden Teamkoordinator
- 09/21 Eintritt Mobile Blutspende, Qualifizierungsprogramm zum Rettungssanitäter
- 03/22 Erfolgreicher Abschluss des Rettungs-Sanitäter-Lehrgangs
- 05/22 Erwerb Punktionsschein
- 07/22 Einarbeitung Dokumentation
- 11/22 Beförderung zum stellvertretenden Teamkoordinator
Wie alles begann
Nach einem massiven persönlichen Schicksalsschlag, eingepfercht im Corona-Lock-Down-Homeoffice, entwickelten sich in mir Fragen nach der Sinnhaftigkeit meines Tuns und Handelns. Riecht stark nach Midlife-Crisis, gebe ich zu.
Zu meiner Person: Mein Name ist Carsten Dickertmann, 46 Jahre alt, Automobilkaufmann und Wirtschaftsfachwirt, war zu dem Zeitpunkt in einer Autoleasing-Firma mit der Vermarktung der Gebrauchtfahrzeuge an die Fahrzeughersteller betraut.
Der Wunsch nach einem sinnstiftenden Job
Durch die Krebserkrankung meines Partners hatten wir häufigen Kontakt mit dem Gesundheitswesen. Die dort erfahrene Hilfe und Unterstützung machte für mich klar, dass die Gesellschaft von anderen Werten als „höher, schneller, weiter“ getragen wird. Also machte ich mich auf die Suche nach einem ethisch sinnvollen Job – um ein klein wenig davon zurückzugeben.
Allerdings wollte ich den gewohnten Lebensstandard nicht komplett aufgeben. In einer Stadt wie München vom Gehalt eines Lehrlings in der Pflege zu überleben, war mir dann ehrlich gesagt doch zu hart.
Bei meiner Recherche kam ich natürlich am Roten Kreuz nicht vorbei. Die sieben Rot-Kreuz-Grundsätze sprechen mir aus dem Herzen und wenn man bedenkt, dass sie auf das 19. Jahrhundert zurückgehen, sind sie bestechend modern und aktueller denn je. Dass dort gerade ein frisch aus der Taufe gehobenes Programm „Quereinsteiger im Blutspendedienst“ angeboten wurde, passte auf meine Situation wie Deckel auf Topf.
Erste Eindrücke: Ein gut eingespieltes Team und eine herausfordernde Aufgabe
Auf meine Bewerbung folgte die Einladung zum Schnuppertag, bei dem ich mir ein erstes Bild machen konnte, welche Arbeit mich erwarten würde. Jeder hatte zum Ziel, dem Spender ein positives Spendenerlebnis zu vermitteln.
„Ich war fasziniert von der Komplexität des Aufgabengebietes und begeistert, wie im Team alles Hand in Hand ging und jeder Handgriff zu sitzen schien.“
Im September 2021 fing ich dann mit der Qualifizierung zur Punktionskraft an. Sie beinhaltet die Ausbildung zum Rettungssanitäter. Vier Wochen Schulbank drücken war die erste Herausforderung, vier Wochen Praktikum in Krankenhaus und Geriatrie sowie weitere vier Wochen in einer Rettungswache folgten. Unendlich viele Eindrücke, die ich sonst niemals hätte sammeln dürfen und für die ich sehr dankbar bin. Bei der Ausbildung zeigte der Blutspendedienst eine maximale Flexibilität. Selbst mein Umzug nach Landsberg sowie ein krankheitsbedingter Ausfall meinerseits wurden bei der Suche nach Praktikumsplätzen berücksichtigt und mir wurde alles ermöglicht, dass ich die Ausbildung gut durchbekomme.
Nach Abschluss der Prüfung erfolgte dann die eigentliche Arbeit in der Mobilen Blutspende als Punktionskraft. Die Hemmschwelle, einen Menschen wissentlich zu verletzen, war anfänglich immens und dem zolle ich immer noch viel Respekt. Aber ich wurde gut an das Thema herangeführt und die mich begleitenden Kollegen standen immer mit viel Erfahrung, Rat und Tat zur Seite. Ende Mai war ich dann so weit, dass ich meinen Punktionsschein abgelegt habe. Damit war dann die Ausbildung zur Punktionskraft abgeschlossen.
Ein rundum erfüllender Job mit Potenzial
Die Arbeit ist sehr erfüllend. Jeden Tag kommen Menschen zum Spenden, die ohne Erwartung auf eine Gegenleistung gerne das Beste von sich geben. Oftmals bedanken sie sich auch noch für eine gute Arbeit der Punktionskraft – etwas, was ich in meiner vorherigen Laufbahn so noch nicht erleben durfte.
Bereits ab Juli wurde ich an die Position des Teamkoordinators herangeführt, da man diesbezüglich Potenzial in mir gesehen hat. Dies bedeutet, dass man für den reibungslosen Ablauf der Blutspendetermine verantwortlich ist und die Kommunikation vor Ort mit den Ärzten und Kreisverbänden übernimmt. Ein weiterer wichtiger Teil der Aufgabe ist die Dokumentation. Da die Blutspende den Gesetzen der Arzneimittelherstellung unterliegt, ist eine penible Dokumentation der Abläufe und Geschehnisse des Blutspendetermins von großer Wichtigkeit.
Seit November 2022 bin ich nun stellvertretender Teamkoordinator bei der Mobilen Blutspende am Standort Landsberg. Das Team dankt es einem, wenn man ein Gespür dafür entwickelt, wo gerade der Stress am größten ist und man unterstützend eingreifen kann. So erlebe ich eine positive und gelöste, fröhliche Stimmung im Team und zusammen stemmen wir jede Herausforderung. Ich bin sehr zufrieden, bekomme tolles Feedback aus dem Team, freue mich jeden Tag auf meine Arbeit und wir lachen sehr viel.